Ein Schüler fragt seinen Meister: "Was muß ich tun, um zur letzten Erkenntnis und Einsicht zu gelangen?" Der Meister antwortet: "Aufmerksamkeit- Aufmerksamkeit- Aufmerksamkeit. Wenn Du schläfst- schlafe. Wenn Du isst- esse. Wenn Du gehst- gehe." Verstehst Du den Unterschied im Handeln des Schülers und des Meisters?

ZEN-Koans sind paradoxe Aussagen, Fragen oder kurze Geschichten, um den Schüler zur Erkenntnis zu bringen und um sein logisches Denken zu durchbrechen.

Zwei Schüler diskutieren, um sich ihr Verständnis zu beweisen; sagt der erste:

"Die Fahne bewegt sich im Wind ..."  Entgegnet der zweite: "Nein, der Wind bewegt die Fahne ..." Kommt der Meister vorbei und hört diesen Dialog; und sagt: "Weder Wind noch Fahne bewegen sich, euer Geist ist es, der sich bewegt ..."

ZEN   

ist keine Wellness-Übung oder praktische Übung, um zur Ruhe zu kommen- genauso wie die Kampfkünste Chinas und Japans kein Sport ursprünglich waren: sondern ein Lebens-Weg (Jap. DO), der Kampf-Kunst und Leben lehrte. ZEN und die Kampfkünste sind untrennbar miteinander verbunden.

Ob Judo, Karate, Kendo, Aikido oder andere: Man lernt zunächst Techniken und eine vorzeigbare Kunst ... ZEN geht darüber hinaus, es ist die "kunstlose Kunst ..."

ZEN ist der eigentliche Sinn des Lebens- und somit auch des eigenen Todes- denn beide sind untrennbar miteinander verbunden!

Da ich eigene Erfahrungen mit der Koan-Arbeit habe, ist für mich der 17.12.2011 in Bezug auf das Koan MU ein wichtiges Datum- aber nur für mich ...

Die ZEN-Meister benützen je nach Stil-Richtung Paradoxien, um dem Geist der Schüler zum Durchbruch zu verhelfen. Einige Beispiele aus rund 1700 Koans, wobei rund 500 in Japan gebräuchlich sind: 

Ein Schüler fragt Meister Joshu: "Hat ein Hund Buddha-Wesen?" Der Meister antwortet: "Mu"- heißt etwa "nein, nichts, hat nicht, nichts da." Der Schüler versucht nun mit diesem Koan EINS zu werden, denn verstandesmäßig ist keine Lösung möglich- was ist nun "Mu"?

Schülerfrage: "Was ist das Tao?"- sprich die letzte Weisheit, der Weg. Der Meister antwortet: "Euer tägliches Leben ist das Tao..."  

Der Schüler sitzt und übt; fragt der Meister: "Was machst Du da?" "Ich übe sitzen, um ein Buddha zu werden!" Der Meister nimmt einen Dachziegel und fängt an, ihn zu polieren. "Was tut Ihr da?" "Ich poliere den Dachziegel, um einen Spiegel daraus zu machen ..." Darauf fragt der Schüler verdutzt: "Wie soll durch Polieren eines Ziegels ein Spiegel werden?" Darauf der Meister: "Wie soll durch Sitzen ein Buddha werden?" Der Schüler hat dadurch schlagartig Erleuchtung erlangt ...

Denn JEDER hat dieses Buddha-Wesen- er weiß es nur nicht. Es ist durch die jeweiligen Verblendungen des Menschen zugeschüttet. Und Erleuchtung zeigt dies blitzartig und intuitiv ...

Christen würden vom "göttlichen Funken" sprechen, der jedem Menschen innewohnt.

Weitere Koans:

"Was ist der Ton EINER klatschenden Hand?"  

"Alles geht auf das EINE zurück- auf was geht das EINE zurück?" 

Schülerfrage: "Meister, sagt Ihr mir die letzte Wahrheit?" "Heute abend, wenn Du alle Wasser dieses Sees vor dem Kloster ausgetrunken hast, sage ich es Dir!" Abends treffen sie sich wieder, der Schüler glaubt besonders schlau zu sein: "Ich habe alle Wasser des Sees ausgetrunken!" Darauf der Meister lachend: "Dann habe ich es Dir bereits gesagt ..."

Der anzustrebende Geisteszustand wird japanisch "mushotoku" genannt: Ohne Zielvorstellung und Streben nach Profit ...

Und relevant für die an Effizienz und Schnelligkeit gewohnten Europäer:

Schüler fragt: "Wie lange muß ich üben?" Der Meister: "Wie lange musst Du essen?" Nun, bis zu Deinem Tode ...

Also vielleicht doch besser ein bißchen Wellness oder schnell mal dies und das? Ich kann es keinem verdenken, doch wenn man auf diesem Weg ist, gibt es kein zurück mehr ...

Nach oben