Wiedergeburt im Buddhismus 

Re-Inkarnation- ein schwieriges Thema: Während im Christentum der Gläubige durch Jesus und dessen Opfertod erlöst wird (Fremd-Erlösung), ermöglicht der Buddhismus die Eigen-Erlösung durch harte, konsequente Arbeit. Er lehrt, daß der Mensch für sein Schicksal selbst verantwortlich ist.

Karma-Gesetz: Das Gesetz von Aktion und Reaktion oder anders gesagt, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Durch dieses Gesetz sind wir für unser gegenwärtiges Leben und dessen Lebensumstände selbst verantwortlich: Es ist das schlichte Ergebnis vergangener Gedanken und Handlungen.

Genauso bilden unsere derzeitigen Handlungen in diesem Leben künftige Daseinsformen aus. Manchmal wird in diesem Zusammenhang dem Buddhismus dann vorgeworfen, er rechtfertige damit schlimme Zustände wie Hungersnöte oder Diktaturen: Das ist schlicht eine falsche Auslegung, denn das Mitgefühl mit allen leidenden Wesen wird nirgends stärker gefordert als hier. Unter den 10 Geboten lautet sogar eines: "Du handelst falsch, wenn Du materielle oder geistige Hilfe verweigerst."  Es erklärt aber, weshalb es zu dieser Not kam, um künftig anders und richtig zu handeln ...

Die sechs Daseins-Bereiche: Alle Geschöpfe unterliegen dem unaufhörlichen Kreislauf von Geburt und Tod, also dem oben bereits erwähnten Kausal-Gesetz: Ein Dasein in jedem dieser Bereiche wurde durch vorangegangene Handlungen bewirkt. Der Mensch steht auf Stufe 5 dieser Skala.

Dies wird im Buddhismus durch die Abschnitte oder die Speichen im Rad-des-Lebens dargestellt: Unsere Handlungen, die der Unwissenheit über das wahre Wesen des Daseins entstammen sowie karmische Anlagen aus unermeßlicher Vergangenheit halten dieses Rad in ständiger Bewegung. Alle schlechte Angewohnheiten und Begierden wie Habgier, Neid, Gier nach Sinnesfreuden aller Art und das Anhaften daran (im Christentum der Tanz um das Goldene Kalb) führen zu einem unendlichen Zyklus von Geburt, Leid, Tod und Wiedergeburt. Diese sechs Bereiche sind die Welt der Un-Erleuchteten ... Eigenes Bemühen setzt eine Spiralbewegung in Gang und man beginnt sich langsam aus dem Kreislauf  zu entfernen ...

Durch die Übung des ZEN-Buddhismus, Za-Zen, kann man die Erleuchtung oder jap. Satori erlangen. 

Ein Erleuchteter kennt die Freude inneren Friedens und schöpferische Freiheit. Durch seine Arbeit und Üben hat er Unwissenheit und Verblendung überwunden, er ist befreit von der Versklavung durch karmische Anlagen. Er sät keine Samen mehr, die ihn erneut karmisch binden.

Satori oder Erleuchtung hebt jedoch  n i c h t  das Kausalgesetz auf. Schneidet er sich in den Finger, blutet er genauso wie ein Normal-Sterblicher, nimmt er verdorbenes Essen zu sich, hat er ebenfalls Magenschmerzen und leidet unter Übelkeit ... Er entgeht also den Folgen seiner Handlungen nicht.

                            Der Unterschied:

Er akzeptiert sein Karma, d.h. er durchschaut es; dadurch ist er nicht länger daran gebunden, sondern kann sich frei darin bewegen.

Zen und Re-Inkarnation: Im ZEN ist dieses Thema quasi außen vor, d.h. es ist nicht Ziel der Übung. Viele ZEN-Anhänger glauben fest daran, auch ich, andere weniger oder lassen es im Raum stehen: Kein Anhaften ... Die Anhänger gehen davon aus, daß sich die Seele oder das Wahre Wesen eines Verstorbenen nach einiger Zeit einen neuen Körper sucht, der zu ihrer/ seiner Karma-Veranlagung paßt: Ein Mensch wird geboren ...

Stirbt z. B. Person R., gibt es diese Person nie mehr, wiedergeboren wird ein völlig anderer Mensch mit anderen Genen und Persönlichkeit, aber mit dem Karma von R. und dessen Verbesserungen, die dieser in seinem Leben erreicht hat. So erklärt sich für mich auch das verschiedene Niveau der Menschen, damit meine ich nicht Bildung oder Intelligenz, sondern ein menschlich-moralisches Niveau, das man nicht erwirbt oder erwerben kann, sondern mitbringt.

Fragst Du einen ZEN-Meister nach der Wiedergeburt, gibt er Dir eventuell folgende Antwort: "Hast Du schon gefrühstückt?" Du bejahst. Darauf kommt:

"Dann wasche Deine Eßschale aus und reinige Deine Eß-Stäbchen ..."

Fazit: Es gibt Wichtigeres zu tun als zu philosophieren, kein Anhaften, nur Leben im Hier und Jetzt ... Und nicht spekulieren. 

Dasselbe gilt für die Frage nach Gott: Bleibt außen vor, ist nicht Gegenstand der Übung. Ich glaube jedoch nach wie vor an einen ??? will nicht Gott sagen, weil das personalisiert, den Dualismus fördert, der ja gerade durch ZEN zerstört werden soll: Hier ICH, da GOTT ... Auch die Bibel fordert: "Du sollst Dir kein Bild von Gott machen!"

Sagen will ich dann mal lieber: Ich glaube an einen Universalen, Allumfassenden, Unbegreiflichen Geist, der die Geschöpfe schafft, die Erde, den Kosmos, der wirkt aufgrund des Kausal-Gesetzes ...

Mittlerweile bin ich weiter auf meinem Weg und lasse Gott einfach außen vor- ich glaube weder daß es einen gibt- weil ich sonst wieder einem Konzept anhafte- und auch nicht, daß es keinen gibt: Ich weiß es einfach nicht, dazu bin ich zu klein ... Ich verhalte mich wie ein Igel in dieser Frage: Er lebt sein Leben, genau wie ein Vogel ... 

Das bedeutet, der Mensch kann sich nur minimal frei bewegen auf einer Art unsichtbarer Richtschnur, seinem "Schicksal."  Alles ist vorbestimmt, aber bietet auch die Chance, seine Lage zu verbessern ... Der kleine Spielraum kann zu großen Verbesserungen genützt werden, denke ich ...

Deswegen wird ZEN manchmal als nihilistisch bezeichnet, was ich aber falsch finde: Es gibt keine Sinn-Entleerung, keine Ablehnung jeglicher Ordnung, kein Zweifel am Sinn des Lebens. Der Nihilist verneint, daß irgendeine Religion, Weltanschauung, politische Richtung oder Philosophie Richtschnur für ein sinnvolles Leben sein kann und lehnt somit jegliches Engagement ab- somit steht er vor dem Problem, sein somit Sinn-loses Leben bis zum Tod irgendwie auszufüllen, er landet im Hedonismus (Lusterfüllung als Maxime), ziemlich sicher aber im Egoismus ... Dies schwächt den Menschen ...

Unten: Bild ist Eigentum des Verfassers  

ZEN baut ihn auf ... Durch Arbeit, Meditation und Disziplin, macht ihn frei und stark und zufrieden. Geschweige denn wird wie im Atheismus versucht zu beweisen, es gäbe keinen Gott- lächerliches Unterfangen ...

Zerstört werden soll das duale Denken, um das Buddha-Wesen zu schauen, das jeder innehat, aber nicht weiß. Dieses Buddha-Wesen ist der konkrete Ausdruck für das Substrat

"Vollendung und Vollkommenheit," das jedem Geschöpf und Ding immanent ist.

Dann sieht man: Leere ist Form, und Form ist Leere, ist momentan manifestiert ... Alles ist EINS.

In einer Schrift zur Weisheit sagt Buddha selbst: "Im Geist ist der Geist nicht zu finden- das Wesen des Geistes ist klares Licht."

Man kann auch sagen, jedes Geschöpf trägt den "Göttlichen Funken" in sich, weiß es aber nicht und handelt deswegen nicht immer entsprechend.

Tiere folgen jedoch ihrem Instinkt, nur der Mensch hat einen Verstand, den er aber meistens zu anderen , "wichtigeren" Dingen benützt- nur versäumt er es dadurch, den kleinen Spielraum zu nutzen, um seine Lage zu verbessern ... Doch jeder ist für sich selbst verantwortlich. 

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