Hunde ... Und ihre Halter ...

Wer läuft, kennt stressige Begegnungen mit Hunden und deren Halter/innen neben Zusammentreffen mit netten Zeitgenossen und deren Vierbeinern ... Vornweg: Ich liebe Hunde aller Rassen, obwohl ich selber keinen habe. Das hat den Grund, daß ich einfach nicht die Zeit für so einen lieben Kerl aufbringen kann, wie der nun mal braucht, um ein glücklicher Hund zu sein ... Anders sieht die Sache aus, wenn Unsui läuft- da habe ich sowohl als fast alle Runner schon "unheimliche Begegnungen der Dritten Art" mit diesem besten Freund des Menschen- korrekter gesagt, dessen jeweiligem Halter- gemacht ... 

Wenn Hunde Läufer attackieren, liegt das am Hetztrieb des Hundes- denn der Läufer läuft eben ... Zwar gibt es Hunde, denen das egal ist- aber die meisten wollen hinterher, mitlaufen, spielen oder werden aggressiv auf die "Beute"- je nach Temperament und Charakter und Erziehung ... Also laste ich unliebsame Begegnungen nie den Hundis, sondern den Haltern an, die das Verhalten ihres Hundes nicht kennen/ kennen wollen. Schon mancher Hund, der vermeintlich folgsam "bei Fuß" neben Herrchen herschlich, war blitzschnell auf und weg, wenn er ein Reh oder einen Jogger sah ... Und das muß man als Halter eben wissen und einkalkulieren. Ein freilaufender Hund im Wald lebt gefährlich, wenn ihn ein Jäger sieht: Der darf ihn erschiessen. 

Das muß der Hundehalter wissen und entsprechend den Hund anleinen oder per Befehl am Fuß halten. Dabei muß er genau wissen, wie sein Hund reagiert und ob der Vierbeiner Befehle ohne Leine auch in Extremsituationen befolgt. Bei uns in Baden-Württemberg herrscht überwiegend Leinenzwang, in Bayern nicht ... Da sind die Hunde zwischenzeitlich dann allerdings auch "freilaufende Menschen" gewöhnt und reagieren gelassener, als wenn sie das nicht kennen und nur manchmal frei laufen dürfen. 

Bei den Haltern gibt es zwei Typen: Den verantwortungsvollen, einsichtigen und netten und den uneinsichtigen, rücksichtslosen- wobei erstere in der Überzahl sind. Dämlich, zynisch oder frech klingen oft dann die Kommentare der Rowdies wie "Der will nur spielen" weiter über "Stehenbleiben, dann beißt der nicht"- dabei macht der aber keine Anstalt, seinen Köter anzuleinen bis zu dem Vorwurf "Sammy, was ist denn mit Dir los, Du böser Hund!!??" Dabei ist der Hund nicht böse, sondern der Halter entweder uneinsichtig oder schlicht dumm oder unerfahren. Denn solche Hunde verfolgen dann auch Wild oder attackieren Kinder, weil die sich nicht "hundegerecht" verhalten, Angst zeigen und weglaufen. 

Ich glaube gerne, daß der Hund nur spielen will- nur mag ich nicht aus dem Rhythmus gebracht werden, will keine dreckigen oder staubigen Hundepfoten an meiner Brust spüren, wenn der freudig an mir hochspringt und erst recht nicht möchte ich von einer netten Hundeschnauze angesabbert werden ... Ist wohl mein gutes Recht. 

Eines ist klar: Hörst Du als Läufer plötzlich Gebell und das typische Heranwetzen eines Hundes, weißt Du nicht, ob der gleich beißt oder nur zentimeterknapp am Fuß rumschnüffelt ... Außerdem ist ein Runner so gelöst und weg von dieser Welt und dabei in sich ruhend, daß er dann doppelt erschrickt bei diesem Angriffs-Geräusch. Das ist in etwa so, als wirst Du aus dem Schlaf heraus von einem Hund attackiert und erschrickst dann natürlich heftiger, als wenn Du glockenwach bist.

Sehe ich von der Ferne einen freilaufenden Hund samt Herrchen, erfasse ich sofort die Körpersprache des Hundes: Hunde lügen nicht und zeigen Dir, was Dich in den nächsten Minuten oder Sekunden erwartet ... Entsprechend verhalte ich mich dann, wenn wir auf Tuchfühlung sind. Das Herrchen kontaktieren, bringt nichts: Gehört er zu der Fraktion der Netten, tut er sowieso das Richtige. Ist er ein Angehöriger der Rüpel-Partei, macht er sowieso nichts oder das Falsche. 

Habe ich dann Kontakt zu dem freilaufenden Hund, gilt folgendes: Nicht in die Augen schauen, keine Angst zeigen und versuchen, langsam und vorsichtig ohne hektische Bewegungen an ihm vorbeizukommen. Sehe ich Aggressivität, bleibe ich notfalls stehen und gehe dann an ihm langsam vorbei. Ein lautes, scharfes "Stopp" wirkt ebenfalls meistens. Nur keine hektischen Bewegungen, nicht nach ihm treten oder gar weglaufen- der dickste Hund holt Dich sofort ein ... Bist Du aber vorbei, ist auch die Gefahr vorüber und Du kannst wieder in Trab fallen und schneller werden.

Einmal wurde ich von hinten von einem Raubvogel angeflogen, der haarscharf über meinen Kopf hinwegpfiff- und das 3-4 mal ... Nur meine Mütze schien den abgehalten zu haben, mir einen blutigen Scheitel zu ziehen. Sieht wohl für den Vogel aus wie ein großer Schnabel eines Rivalen? Ich war ziemlich erschrocken, weil der Kerl ständig wieder neu anflog ... Es war unheimlich wie in einem Horrorfilm. 

Jeder Hund gleicht seinem Herrchen oder Frauchen: Ist der Halter ausgeglichen und der Hund hat viel Bewegung, gibt es keine Probleme. Man grüßt sich, der Hund geht an der Leine oder bleibt bei seinem Herrchen und schaut den Läufer freundlich-interessiert an. Der arme Hund, der nur ein bißchen Freilauf bekommt und dabei von Herrchen im Auto begleitet wird, ist aggressiv und geht klar auf den Läufer los ... Motzt dieser dann laut und reklamiert Leinenzwang, wird auch Herrchen böse, brüllt los und pöbelt rum; oft schon hörte ich dann unfeine Drohungen und Beleidigungen wie etwa diese Schlußfolgerung: "Wenn Du Arsch frei rumlaufen darfst, darf das mein Hund schon lange!!!" Oder neulich: "Ich schlag Dich gleich in die Fresse!!!"  

Aber leider hatte ich schon sehr viele gefährliche Begegnungen mit freilaufenden Hunden, das ging über Dackel und Terriers bis hin zu Schäferhunden und als Krönung eine riesige Deutsche Bulldogge, die mich zum Stehenbleiben animierte, bis der Halter herankam ... Die war groß wie ein Kalb. Ein Dackel brachte mich auf schneeglatter Straße zu Fall, als der hinterhältig heranwetzte, ich mich erschreckt umdrehte und zack- flutschten mir die Füße weg. Ich lag flach und war mindestens so erschrocken wie der Dackel, als der plötzlich mein Gesicht vor seiner Schnauze hatte- so bissen wir uns einvernehmlich nicht ... 

Zweimal schlossen mich freilaufende Hunde ins Herz und beide liefen mit mir nach Hause, ich konnte sie einfach nicht loswerden. Den ersten holte dann sein Herrchen ab, nachdem der 50 Minuten mein Begleiter war und dann erst mal eine Schüssel Wasser ausgesoffen hatte. Obwohl ich am Anfang gleich umgedreht hatte und zu dessen Haus zurücklief, war der Kerl nicht zu bewegen, dort zu bleiben. Schließlich lief ich weiter und dachte, daß der nach einigen Minuten genug haben würde: Von wegen ... So kams zu der Dauerbegleitung. Der andere drehte schließlich um und trabte freiwillig nach Hause ... Damals war ich drauf und dran, mir so einen tollen Laufbegleiter anzuschaffen. 

Fazit: Ich habe bisher alles ohne einen Biß überstanden, mit Glück und vor allem Kenntnis der Hunde-Psyche. Angst konnte ich bisher auch unterdrücken, wobei die schlauen Vierbeiner das riechen können, weil Menschen da Buttersäure ausschwitzen. Die entsteht bei Umwandlung von Adrenalin in diese Säure ... Da ich weiß, wo ihre Schwachstelle ist, habe ich keine Angst: Das ist ihre Nasenwurzel, hier ist ein Handkantenschlag tödlich. Außerdem ist ihre Nierenpartie relativ ungeschützt und somit verletzbar durch eine Beinschere ... Da ich aber diese Spezies Tiere über alles liebe, würde ich nur im äußersten Notfall dies anwenden, außerdem möchte ich keinen sich verbeißenden, wütenden und tobenden Hund bekämpfen müssen. Auch hier gilt für mich wie bei unliebsamen Menschen der Grundsatz: "Der beste Kampf ist der, den man nicht kämpfen muß." 

Ich bin jedem Hundehalter dankbar, der seinen Liebling genau kennt und sich entsprechend verhält bei einer Begegnung mit uns Läufern. So hat jeder, Hund, Herrchen und Läufer, seinen Spaß ... Aber manchmal gibts heftigen Streß, was nicht sein müsste..

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