Bushido- Der Weg des Kriegers 

So etwa mit 14 Jahren entdeckte ich über die Kampfkünste diesen Weg. Er zieht sich durch mein ganzes Leben und hat mich entschieden geprägt im Denken und Handeln vor allem. Damit meine ich nicht den gleichnamigen Rapper, der sich diesen Titel selbst verlieh und zumindest seinen Texten nach und seinem Benehmen darunter etwas Grundlegend anderes versteht ... ^^

Bushido beschreibt einen strengen Ehren-Kodex der Ritterkaste des feudalen Japans, der Samurais.

Es gibt die sieben Tugenden: 

1. Gi> Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit  

2. Yu> Mut 

3. Jin> Güte  

4. Rei> Höflichkeit       

5. Makoto oder Shin> Wahrheit und Wahrhaftigkeit

6. Meiyo> Ehre 

7. Chûgi oder Chû> Treue, Pflicht und Loyalitä

              

Die fünf Forderungen sind: 

1. Treue- gegenüber Deinem Herrscher, Heimatliebe ... Achtung gegenüber Deinen Eltern- Treue auch zu Dir selbst- nur wer sich selbst liebt, kann etwas für andere tun ... Und Fleiß. 

2. Höflichkeit- Liebe, Bescheidenheit, Etikette

3. Tapferkeit- Härte und Kaltblütigkeit, Geduld und Ausdauer, spontane Schlagfertigkeit  

4. Offenheit und Aufrichtigkeit- Ehrgefühl und Gerechtigkeit  

5. Einfachheit- Reinheit und Tugend 

Die Samurais waren ihrem Herrn bedingungslos ergeben und todesbereit- wenn es ihre Aufgabe erforderte; das schlimmste war, sich Schande einzuhandeln und dadurch das Gesicht zu verlieren durch irgendeine Pflichtverletzung- dann erwartete man von ihnen Seppuku (in Amerika und Europa auch Harakiri genannt, was allerdings nur einen Teil der Gesamthandlung beschreibt und einer Beleidigung gleichkommt): Den rituellen Suizid, bei denen sie sich mit einem Messer den Bauch aufschlitzten und ihr gewählter Assistent und engster Vertrauter ihnen dann mit einem einzigen Hieb den Kopf abschlug. Dieser (männliche) Suizid war ab Mitte des 12. Jahrhunderts aufgekommen und wurde 1868 offiziell verboten. Dieser Suizid war einzig den Samurais "vorbehalten"- alle anderen Schichten durften ihn nicht ausführen.

Dieser Ehrenkodex war stark vom Zen-Buddhismus geprägt und er sprach mich stark an. Ich habe versucht, dies in meinem Leben umzusetzen. Nicht immer war es einfach und manchmal kam der europäische Geist durch- aber ich bin immer zurückgekehrt zu meinem Anspruch an mich selbst ... Dieser Kodex hat mich immer verlässlich begleitet und mir viel gegeben ... Denn Krisen bleiben in keinem Leben aus- und sei es ironisch gesagt "nur" Krankheit, Vergänglichkeit und der Tod ... Damit sollte man sich eben rechtzeitig befassen. Und sich in Abhärtung und Disziplin üben. 

Vereinfacht gesagt bedeutet BUSHIDO nicht, einfach den Gegner kurz zu erledigen, brutal niederzumetzeln- sondern es bedeutet, den schwersten Gegner- sich selbst- in den Griff zu bekommen. Ein Samurai war kein dahergelaufener Barbar, sondern er mußte tugendhaft sein ... Sich selbst keine Schande zu bereiten, Ehre hochzuhalten. Das war von großer Bedeutung. Außerdem war er gebildet und in diversen Künsten geübt. 

Es bedeutet vor allem, immer "im Krieg zu sein", alles in voller Aufmerksamkeit zu tun, und sei es für den normalen Menschen noch so "unwichtig ..." Denn es gibt nichts Unwichtiges.

So kann man spontan auf alle Aufgaben reagieren- hoffentlich richtig- die uns das Leben so tagtäglich stellt. Man hat keinen Plan, keine vorgefasste, feste Meinung- man reagiert intuitiv und ist immer voll präsent. Das nennt man Leben im Hier und Jetzt ... Denn nur da lebt man, nur dies ist unser Leben: Die Vergangenheit und die Zukunft existieren nicht mehr oder noch nicht ... Die Vergangenheit ist wie ein schöner Traum oder Alptraum, verblasst nach und nach ... Die Zukunft ist eine bunte, schillernde Luftblase, die so, aber meistens anders eintreten wird, als man sich das vorstellt. Mit beiden sich zu beschäftigen, ist meist Zeitverschwendung. Klar benötigt man eine gewisse Planung- aber nicht ständiges Denken und Grübeln und sich Vorstellungen machen ... Und viele Sorgen ...

Also einfach leben, sein wie man ist- und stets achtsam sein ...

Über den Umweg der Kampfkünste kam ich zum ZEN, und langsam und fast unmerklich veränderte sich mein Leben zum Einfachen und Guten.

Der Bushido wird im modernen Japan auch von Managern angewandt und nicht zuletzt deshalb stieg Japan zu der Wirtschaftsmacht auf, die sie heute darstellt. Andererseits wurde im feudalen Japan des Zweiten Weltkrieges der Bushido mißbraucht, um todesbereite Soldaten zu züchten- genauso wie die Kirchen die Nazi-Waffen segneten. Es gab auch unter den Samurais vereinzelt Verrat, Illoyalität und Bestechung. Wir sind eben alle Menschen und nicht perfekt ... 

 

Im ZEN lässt man das alles hinter sich und macht sich konsequent von Anhaftungen aller Art frei.

Gelernt habe ich, stets mein Bestes zu geben und Unvermeidbares einfach hinzunehmen. Dabei aber nicht aufzugeben, zu resignieren- sondern versuchen, langsam und beharrlich eine Wende zum Besseren zu erreichen- gewaltfrei natürlich ... Damit bin ich unabhängig von der Meinung und dem Wohlwollen oder der Akzeptanz Anderer. Ich brauche keinerlei Autorität, die mir sagt, was ich zu tun oder zu lassen habe: ICH BIN FREI ...

Nur dieser Körper fordert sein Recht und bindet mich an die Erde durch die Schwerkraft, hält mich gefangen in Zeit und Raum.

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